
Apell an die Männerwelt, Ode an die Männlichkeit!
Wir Männer haben unsere ganz eigenen Vorstellungen, was es heißt männlich zu sein. Diese Vorstellungen von Männlichkeit sind meist, milde ausgedrückt, seeeeeehhhhhhhhr antiquiert. Das bringt Probleme mit sich im Zusammenleben mit anderen Männern – und Frauen. An euch Männer da draußen: Ihr könnt es euch ruhig weiterhin schwer machen oder ihr lest das und verändert etwas.
Gerade beim Thema Männlichkeit ist mir aufgefallen wie bei keinem anderen Thema, dass viele Männer Fragezeichen in den Augen haben. „Klar bin ich männlich, ich bin ja ein Mann!“ Nur weil du einen Schniedel hast, heißt das nicht, dass du wirklich männlich bist (außer eben körperlich) :). Dann frag dich doch mal: Was verstehst du denn unter Männlichkeit? Was macht denn einen Mann aus? Wie verhält er sich? Ist es überhaupt wichtig, sich das zu fragen?
Identität: Mann?
Liebe Männer, ich denke, das sind mitunter die wichtigsten Fragen, die wir uns stellen sollten! Warum? Weil die Antworten einen wichtigen Teil unserer Identität ausmachen, also wer du glaubst, zu sein! Wenn du dich nie fragst, was Männlichkeit für dich bedeutet, lebst du das Männerbild, welches du vorgelebt bzw. beigebracht bekommen hast. Und weil die wenigsten Männer vor dir sich und ihr Männerbild jemals hinterfragt haben, kann es gut sein, dass du ein wandelndes Klischee bist. Du bist gefangen in alten Vorstellungen, was Männer sind und was sie sein sollen. Z.B. stark, unverwundbar, abgehärtet, handwerklich begabt, der Versorger, der Patriarch, unbesiegbar, der (Frauen-)Held, der Macho, der Unnahbare, emotionskalt, der Krieger… GUTEN MORGEN! WILLKOMMEN 2017! GUT GESCHLAFEN?
Wir haben nicht mehr anno dazumal und du gehst inzwischen aufrecht (zumindest manchmal). Falls es dir noch nicht aufgefallen ist, die Zeiten haben sich geändert und wir tragen kein Fell mehr als Lendenschurz. Aber unbewusst verharren wir oftmals in alten Zeiten, unseren alten Überzeugungen, Bravo! Da nehme ich mich übrigens keinesfalls aus. Auch ich ertappe mich z.B. immer wieder dabei, wie ich als stoischer Zuhörer meiner Frau absolut souverän auf ihre Geschichten und ihr Klagen reagiere. Keine Emotion dringt nach außen, ich bin Herr der Lage. Haha… Innerlich bin ich völlig planlos und unsicher, wie ich jetzt reagieren soll. Hauptsache keine Schwäche zeigen und ja nichts von mir preisgeben, sonst wird das gegen mich verwendet oder sie packt gleich ihre Koffer!
Diesen und ähnlichen Bullshit habe ich mir lange geglaubt und unbewusst immer wiederholt. Schließlich habe ich angefangen, mich überhaupt mal der Möglichkeit zu öffnen, dass ich nicht das perfekte Beispiel für Männlichkeit aus dem Bilderbuch sein könnte, was lange Zeit völlig unvorstellbar war. Ich habe dann mit der Zeit gemerkt, dass ich bei weitem nicht so von mir überzeugt bin und so viel Selbstbewusstsein als Mann habe, wie ich mir das eingeredet habe. Deshalb habe ich auch lange nie wirklich viel von mir preisgegeben, damit keiner sieht, was für ein kleines, armes Würstchen ich bin. Wenn das nämlich jemand sieht, finden mich alle doof, Männer wie Frauen, und ich stehe alleine da, so meine Gedanken dazu. Hände hoch, wem das bekannt vorkommt! 😉
Altes Männerbild
Mir wurde klar, dass mein Erleben von mir und von Männern eng mit meinen Überzeugungen über Männer und Männlichkeit verbunden sind. Also habe ich mir oben genannte Fragen gestellt. Was bedeutet für mich Männlichkeit? Wenn du dir diese Frage stellen und dich als Mann besser kennen lernen möchtest, dann geh so vor:
- Schreib eine Liste der Begriffe, die dir als erstes in den Sinn kommen, wenn du dich fragst, wie Männer sind. „Männer sind…“ und dann gehts los.
- Schreibe kurze Begriffe und sei spontan, also das, was dir als erstes in den Sinn kommt.
- Mach dir dafür einen Termin und schreib (mit Stoppuhr) mindestens 10 Minuten.
- Schreib die Liste 14 Tage lang. Du kannst die Liste erweitern und musst nicht jeden Tag eine neue schreiben.
- Schreib alles ungefiltert auf, was dir in den Sinn kommt, auch wenn es dir komisch vorkommt oder peinlich ist. Du schreibst nur das auf, was eh schon in dir abgespeichert ist. Das zu schönen, oder auszusparen, bringt dir nichts.
Nur dann kommen die tief in mir/dir versteckten Überzeugungen ans Tageslicht. Wenn du sie dann mal vorgezerrt hast, kannst du dich fragen, ob du das auch weiterhin so leben möchtest. Ob sie deinem Leben mehr Freude und Leichtigkeit (oder was immer du da haben möchtest) verleihen. Dann stell dir die altbekannten Fragen: Was für ein Mann möchte ich sein? Welche männlichen Eigenschaften möchte ich leben? Wie möchte ich, dass andere mich als Mann sehen?
Natürlich werden die alten Rollenbilder auch heute teilweise immer noch verstärkt und größtenteils vorgelebt. Wenn sich beispielsweise ein kleiner Junge mehr fürs Malen und Tanzen interessiert, statt für Fußball und Handwerken… Wie würde man(n) reagieren als Vater? Würdest du das fördern? Voller Überzeugung und ohne die Angst, er könnte vielleicht „anders“ sein? Dein Männerbild gibst du übrigens an die nächste Generation weiter, einfach in dem du ein Vorbild bist als Mann. Wenn du dich dann mal fragst, ob du als Mann wirklich zu 100% glücklich und zufrieden bist, kannst du dir überlegen, ob du das „weitervererben“ möchtest. Mädchen lernen dich übrigens auch als Mann kennen und ihnen zeigst du, auf was sie sich später mal freuen können, denn sie bilden sich natürlich auch ein Bild von Männern.
Wie Männer Frauen behandelt haben, war bisher in unserer Geschichte größtenteils ein dunkles Kapitel. Auch heute noch haben Frauen in vieler Männer Köpfe nicht denselben Stellenwert wie Männer. Auch wenn das vielleicht unbewusst passiert und du jetzt sagst, dass das bei dir nicht so ist, schau genau hin, ob du Frauen immer gleichwertig behandelst – auch in deinen Gedanken. So lange wir Männer uns nicht hinterfragen und bewusst mit dem Thema Mann-Sein umgehen, wird es kein liebevolles, offenes Miteinander mit Frauen geben. Es entstehen nur noch mehr gegenseitige Missverständnisse und damit Leid. Um mein Gegenüber „sehen“ und verstehen zu können, muss ich das erst einmal bei mir schaffen. Nur dann sind auf Dauer Offenheit und Liebe möglich. Womit wir wieder beim Thema wären: Fang an, dich zu hinterfragen, wer du sein möchtest! 🙂
Neues Männerbild: Tu es!
Wenn du dich nie fragst, wer du als Mann bist und wie du als Mann sein möchtest, beschränkst du dein Leben enorm und es lässt dich unfrei sein. Du erlaubst dir keine neuen Erfahrungen aus Angst davor, unmännlich zu sein und du redest dir ein: „Das ist nichts für mich, das macht mir keinen Spaß“. Kann man(n) so machen… dann is halt Kacke. 🙂
Warum kann ein Mann nicht gerne ins Ballett gehen? Zu einer Malstunde? Was ist daran nicht männlich? Für mich sind das Möglichkeiten, Neues auszuprobieren, neugierig auf die Facetten des Lebens zu sein, kreativ zu sein. Und wenn der Antrieb, mich todesmutig auf etwas Neues einzulassen nicht zutiefst männlich ist, weiß ich nicht, was es ist. 😉 Also, sei der beste Mann der du sein kannst, da geht noch mehr!
Schreiben Sie einen Kommentar